Der Verkehrssektor galt lange Zeit als „Sorgenkind“ des Klimaschutzes: Immerhin hatte dieser Sektor Anfang der 2020er Jahre noch einen Endenergieverbrauch von 96 Terawattstunden. Das entsprach fast dem Fünffachen des damaligen Stromverbrauchs aller österreichischen Haushalte und einem Drittel des gesamten österreichischen Endenergieverbrauchs. Da die Energie überwiegend aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammte, war der Verkehr im Jahr 2022 nach dem Energie- und Industriesektor der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Österreich (Umweltbundesamt, 2024). Mit etwa 21 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten verursachte er rund 28 % der Gesamtemissionen.
Die Elektrifizierung der Lkw-Flotte in den letzten zwei Jahrzehnten hat dem Tanktourismus ein Ende gesetzt. Dadurch konnte die Emissionsbilanz des Verkehrssektors deutlich verbessert werden.
Nicht überall war eine Elektrifizierung sinnvoll und möglich: So setzt die Binnenschifffahrt fast vollständig auf E-Fuels. Bis 2040 müssen gemäß der ReFuelEU Aviation-Verordnung (EU, 2023) mindestens 34 % des Flugverkehrs auf synthetische E-Fuels umgestellt sein, während der verbleibende Anteil weiterhin mit Kerosin betrieben wird, was jedoch nicht in die nationale Treibhausgasbilanz einfließt. Ein Fünftel der Fahrten im Schwerverkehr entfällt auf Langstrecken, wobei dort vermehrt Wasserstoff in Brennstoffzellen (18 %) und nur wenig E-Fuels (2 %) zum Einsatz kommen, während der restliche Verkehr elektrisch betrieben wird. Im motorisierten Individualverkehr konnten sich E-Fuels aufgrund der hohen Produktionskosten, die vor allem durch den energieintensiven Herstellungsprozess bedingt sind, nicht flächendeckend durchsetzen. Nur eine Minderheit von Oldtimer-Liebhaber:innen will es sich heute leisten, ihren Oldtimer mit teuren E-Fuels zu betanken.
Die Umstellung auf effizientere Antriebssysteme war nicht der einzige wichtige Hebel zur Verbesserung des Energieverbrauchs im Verkehrssektor. Durch den Ausbau der Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr und die Förderung Aktiver Mobilität konnte ein Teil des motorisierten Individualverkehrs auf andere Mobilitätsformen verlagert werden. Die zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegte Wegstrecke hat sich gegenüber dem Jahr 2018 (BMK, 2021) verdoppelt. Trotz des Bevölkerungswachstums ist die Zahl der Pkw im Vergleich zu den 2020er Jahren gesunken. Auch die Digitalisierung und die Akzeptanz von Home-Office haben dazu beigetragen, den Individualverkehr zu reduzieren.
Anfang der 2020er war Österreich noch ein beliebtes Ziel für den Tanktourismus, verantwortlich für rund 19 % der Verkehrsemissionen (Umweltbundesamt, 2024). Aufgrund seiner geografischen Lage und der damals niedrigen Mineralölsteuer stoppten viele LKW-Fahrer:innen in Österreich, um hier zu tanken. Die weitgehende Elektrifizierung der Lkw-Flotte in den letzten zwei Jahrzehnten hat dem Tanktourismus ein Ende gesetzt. Dadurch konnte die Emissionsbilanz des Verkehrssektors deutlich verbessert werden.