2040 hat Österreich sein Netto-Null-Ziel im Energiebereich erreicht: Übers Jahr betrachtet schaffen wir es, keine fossilen Treibhausgase mehr auszustoßen. Ob Mobilität, Elektrizität, Gebäude oder Industrie – ein hartes Stück Arbeit liegt hinter uns. Das sieht man in der Landschaft.
Photovoltaik ist überall sichtbar, auch an Plätzen, die nicht optimal nach Süden ausgerichtet sind. Das hilft, die starken Spitzen in der Stromproduktion über den Tag hinweg zu glätten. Zäune, Fassaden und Lärmschutzwände sind so zu Stromproduzenten geworden, und für Landwirtschaft betreibende Personen ist die doppelte Nutzung ihrer Flächen mit Agri-PV heute selbstverständlich.
Auch der starke Ausbau von Windkraft und Stromnetzen ist im Landschaftsbild klar zu erkennen. Hochspannungstrassen und Windkraftanlagen erregen heute genauso wenig Aufsehen wie Brücken und Bahnhöfe, Supermärkte und Seilbahnen – sie gehören zu den Dingen, die wir täglich brauchen.
Windkraft wurde besonders stark ausgebaut und hat heute eine Kapazität von etwa 21 GW. Windräder stören kaum jemanden heutzutage, da sie für die Menschen Sicherheit, Komfort und Wirtschaftlichkeit bedeuten. Durch Bürgerbeteiligung profitiert die lokale Bevölkerung von der sauberen und erneuerbaren Windenergie. Photovoltaik hat eine Kapazität von 31 GW und Wasserkraft trägt 17 GW bei. Mit diesem Mix erreichen wir ein gut balanciertes Erzeugungsprofil, in dem die wichtigsten Energieträger Wind-, Wasser- und Sonnenkraft einander ergänzen.
Die Lücken werden mit erneuerbaren Gasen, heimischer Biomasse und grünem Wasserstoff geschlossen. Diese Energieträger können gut gespeichert werden und dienen als Versicherung gegen sehr seltene Wetterereignisse, etwa längere Phasen mit niedrigen Erträgen aus Sonne und Wind oder Trockenperioden mit wenig Wasserkraftausbeute.
Hochspannungstrassen und Windkraftanlagen erregen heute genauso wenig Aufsehen wie Brücken und Bahnhöfe, Supermärkte und Seilbahnen – sie gehören zu den Dingen, die wir täglich brauchen.
Eine weitere Änderung betrifft die Mobilität: Heute ist die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge allgegenwärtig. Garagen und Parkplätze werden selbstverständlich mit Ladesäulen ausgerüstet.
An Autobahnen, wo Lkws aufgeladen werden, während die Fahrer:innen pausieren oder schlafen, wurde die dafür zusätzliche Netzinfrastruktur in Form von stärkeren Leitungen und Trafostationen ausgebaut. Viele dieser Plätze wurden mit schattenspendenden PV-Überdachungen und lokalen Batteriespeichern zur Pufferung ausgestattet, weil dies den Bedarf an einem Ausbau des lokalen Netzes in abgelegeneren Regionen verringert.
Positiv wahrgenommen wird, dass die Lebensqualität in der Nähe von stark befahrenen Straßen zugenommen hat – weniger Lärm- und Schadstoffemissionen durch Elektromobilität machen diese Gegenden lebenswerter.
Nicht sichtbar, aber fühlbar ist, dass die Gebäudequalität einen Sprung nach vorne gemacht hat und wir auf Hitzewellen viel besser vorbereitet sind. Öffentliche Gebäude sind durchgängig saniert und, wo es sinnvoll war, mit Kühlung ausgerüstet. Auch im privaten Gebäudebestand sind Technologien die Norm, die Heizung und Kühlung kombinieren. Wärmepumpen und Bauteilaktivierung sind heute so normal wie Kühlschränke. Das fühlen wir, wenn wir ein Gebäude betreten, auch wenn es optisch fast nicht auffällt. Denn jeder Gebäudetyp konnte saniert werden – wir mussten uns nur dahinterklemmen.
Eine sichtbare Veränderung betrifft nicht die Gebäude selbst, sondern deren Umgebung. Denn selbst wenn uns gelungen ist, das Fortschreiten der Klimakrise einzudämmen, sind unsere Städte heißer geworden. Damit unsere Städte auch im Sommer lebenswerte Orte sind, haben wir für viel Begrünung und Beschattung gesorgt. Das sieht schön aus und macht gute Luft – Atemwegserkrankungen sind zurückgegangen, wovon vor allem Kleinkinder und ältere Personen täglich profitieren.
In den Köpfen der Menschen hat sich viel verändert. Dass in den vergangenen Jahrzehnten das Energiesystem fast komplett überholt wurde, hat bei vielen ein Bewusstsein für ihre eigenen Energiebedürfnisse und das Energiesystem erzeugt.
Wir sind gemeinsam stolz darauf, nicht mehr von der Energie autokratisch regierter Länder abzuhängen und den größten Teil unseres Energiebedarfes in Österreich oder in Kooperation mit benachbarten Ländern aufbringen zu können. Während 2020 noch mehr als 60 % unserer Energie importiert wurden (vor allem in Form von Öl und Erdgas), stammen nun nur noch etwa 10 % aus dem Ausland – dies vor allem in Form von E-Fuels und Wasserstoff, der über umgerüstete Erdgaspipelines zu uns kommt.
Die verbleibenden 90 % der in Österreich erzeugten Energie ist natürlich in Form von Windparks, PV-Feldern und Wasserkraftwerken sichtbar. Früher waren die Probleme der Energieerzeugung in andere Länder ausgelagert. Da erneuerbare Energiequellen leise und abgasfrei sind, sehen die meisten Menschen mittlerweile vor allem die Vorteile von Photovoltaik, Wind und Wasserkraft.