Zu Beginn der 2020er-Jahren wurde schon über die Hälfte der inländischen erneuerbaren Energieerzeugung durch Biomasse erzeugt (Statistik Austria, 2023). Mittlerweile konnte der Gesamtenergieverbrauch aus Biomasse von 66 auf 94 TWh um rund 40 % gesteigert werden. Durch vielfältige Anwendungen, Nutzung heimischer Potentiale und saisonal optimierten Einsatz ist es gelungen, die Stärken der Biomasse bestmöglich auszunutzen.
Biomasse ist organische Substanz von Pflanzen, Tieren und anderen Lebewesen. Sie ist gespeicherte Sonnenenergie und enorm vielseitig. Biomasse als älteste Energiequelle der Menschheit spielt auch im Hier und Jetzt eine besondere Rolle. Mit modernen Technologien wird Biomasse in all ihren Formen – je nach Ausgangsmaterial – in Energieträger wie feste Biomasse (z. B. Holz), flüssige Biofuels (z. B. Biodiesel) oder gasförmige Energieträger (z. B. Biogas oder Biomethan) umgewandelt.
Biomasse kommt bevorzugt in der Nahwärmeerzeugung, der Industrie und in KWK-Anlagen zum Einsatz. Biomethan eignet sich zudem gut als Ersatz für Erdgas in Hochtemperaturprozessen in der Industrie, vor allem dort, wo elektrische Energie keine brauchbare Lösung bieten kann.
Der heimische Wald bietet Erholung für Menschen, Lebensraum für Tiere, Schutz vor Naturgefahren und Holz für Häuser, moderne Produkte und Energie. Durch den aktiven Waldumbau sind die Wälder inzwischen gesünder und widerstandsfähiger geworden. So wachsen viele Baumarten gut durchmischt auf den für sie richtigen Standorten. Dadurch haben auch die mittlerweile häufigeren Stürme, Trockenphasen im Sommer oder Extremniederschläge geringere Auswirkungen als früher. Die Waldpflege und Bewirtschaftung ist an den Klimawandel angepasst. Energieholz umfasst unter anderem jene Holzmengen, die nicht als Säge- oder Industrierundholz verarbeitet werden können (Kappholz, Derbholz, Rinde) oder die bei der notwendigen Durchforstung von Beständen anfallen.
In der Landwirtschaft fallen Reststoffe wie zum Beispiel Pflanzenteile, Stroh oder Gülle an, welche in der Vergangenheit nur geringfügig energetisch genutzt wurden. Früher blieben diese am Feld und wurden von Mikroorganismen in CO₂, Wasser und Huminstoffe natürlich abgebaut. Mittlerweile wird deren Energiegehalt durch Vergärung und Erzeugung von Biogas sinnvoll genutzt. Dies passiert in solch einem Ausmaß, dass die Bodenfruchtbarkeit erhalten wird. Die Nährstoffe werden rückgeführt und so fossilintensive Kunstdünger durch organische Dünger ersetzt. Biomethan ersetzt fossiles Erdgas und wird vor allem aus Grünschnitt, Stroh, Landschaftspflegematerial und Gülle erzeugt.
Durch den Anschluss von Haushalten an die Biotonne können viel größere Mengen als früher erfasst und energetisch genutzt werden. Dies wurde durch Aufklärung und Anreize zur Nutzung der Biotonne erreicht. Dadurch konnte die Wertschöpfung und Ressourceneffizienz gesteigert werden. Der wirtschaftliche Anreiz hat dazu geführt, dass auch mehr organische Abfälle aus der Lebensmittelindustrie energetisch genutzt werden.
Im Jahr 2022 machte der Wärmesektor fast 50 % des Energieverbrauchs aus, wobei 70 % davon noch aus fossilen Brennstoffen stammten. Die fossilen Energiemengen, die im Bereich des Raumklimas und der Warmwasserbereitstellung nicht durch Wärmepumpen ersetzt werden konnten, wurden durch den Ausbau von Biomasselösungen ersetzt. Die wichtigste Maßnahme dafür ist die Erhöhung des biogenen Anteils im Bereich der Fernwärme. Der Biomasseeinsatz in der Fernwärme konnte um ca. 40 % auf rund 17 TWh erhöht werden. Dies wurde vor allem durch die verstärkte Nutzung von Biomethan und Biomasse-Heizkraftwerken erreicht
Im produzierenden Bereich wurden große Mengen fossiler Energieträger erfolgreich ersetzt. Erdöl, Kohle und Erdgas wurden durch erneuerbaren Strom, Bioenergie, Wasserstoff vollständig abgelöst. Wasserstoff und erneuerbarer Strom werden vor allem für Prozesswärme über 200 °C genutzt. Feste Biomasse kommt bevorzugt bei Prozesswärme unter 200 °C zum Einsatz.
Biomethan eignet sich zudem gut als Ersatz für Erdgas in Mittel- und Hochtemperaturprozessen in der Industrie. Aufgrund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wurde Biomethan unter den biogenen Energieträgern am stärksten ausgebaut. Der Ausbau begann Mitte der 20er-Jahre und erreicht 2040 12 TWh.
Dieses Biomethan wird zu ca. 60 % in der Fernwärme und im Strombereich über effiziente KWKs zur Wärme- und Stromerzeugung eingesetzt und zu den restlichen 40% in der Industrie im Endverbrauch, wo dadurch Hochtemperaturprozesse klimaneutral werden.
Biomasse hat in den letzten Jahren besonders in Bezug auf saisonale Speicherung und Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle gespielt. Anstatt Biomasse im Sommer für die Stromerzeugung zu nutzen, wenn durch den Ausbau der Photovoltaik ein Stromüberschuss besteht, wird sie erst im Winter eingesetzt. Dadurch dient Biomasse als saisonaler Energiespeicher. Für die Stromerzeugung wird holzartige Biomasse und Biomethan in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen verwendet. Zur Speicherung von Biomethan werden große Gasspeicher genutzt. Außerdem ist Biomethan eine zuverlässige Absicherung bei Dunkelflauten, wenn es an Sonnenlicht und Wind mangelt. In solchen Fällen wird Biomethan in Gaskraftwerken eingesetzt, um das Stromnetz stabil zu halten und eine kontinuierliche Stromversorgung sicherzustellen. Dadurch trägt Biomethan entscheidend zur Stabilität des Energiesystems bei und sorgt dafür, dass auch im Winter genügend Energie vorhanden ist.
Auch bei der Defossilisierung des Verkehrssektors wird Biomasse eingesetzt. Heute werden rund 8 TWh erneuerbare Kraftstoffe (d.h. Biokraftstoffe und E-Fuels) im Verkehr eingesetzt.
Davon werden rund 60 % der Biofuels importiert, während der verbleibende Anteil im Inland v.a. aus Abfällen und Energiepflanzen (pflanzlichen Altölen und -fetten, Ölpflanzen wie Raps und Soja sowie Stärke- und Zuckerpflanzen) produziert wird. Nur rund 6 % der Personenkilometer werden auf der Straße mit Hilfe von flüssigen erneuerbaren Kraftstoffen zurückgelegt. Biofuel sowie E-Fuels werden auch in stationären Motoren und Langstrecken-LKWs genutzt. Der Verkehr wird jedoch überwiegend batterieelektrisch betrieben, da dies besonders energieeffizient ist.
Die Verbrennung der Biomasse ist CO₂-neutral, da nur jene Menge freigesetzt wird, die zuvor von Pflanzen im Zuge der Photosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen wurde. Darüber hinaus kann über Technologien wie Bioenergy Carbon Capture and Storage (BECCS) und Pyrolyse zusätzlich CO₂ aus der Atmosphäre entfernt werden.